Arbeiten

2008

« Solitude »

aus der Ausstellungskritik von Stefan Folz in der Rheinpfalz:

Die Welt aus fremdem Winkel sehen

Arbeiten von Markus Koeck und Till Ansgar Baumhauer in der Galerie Beck

Von unserem Mitarbeiter Stefan Folz

Sieht jeder von uns eigentlich die Welt gleich? Wir nehmen das als selbstverständlich an und doch gibt es an dieser Theorie berechtigte Zweifel. Das wollen auch die Künstler Markus Koeck und Till Ansgar Baumhauer beweisen. Deren Sicht der Dinge kann man derzeit in der Homburger Galerie m Beck erfahren.

Markus Koeck ist in der Galerie Beck kein Unbekannter. Bereits seine dritte Ausstellung wird in den Räumen des ehemaligen Schwedenhofs gezeigt. Doch das, was er aktuell unter dem Titel „Solitude“ präsentiert, unterscheidet sich radikal von den provokant-ironischen Arbeiten vergangener Tage. Seit 15 Jahren ist das stuttgarter Schloss Solitude mit seiner architektonischen Schönheit Gegenstand des fotografischen Interesses Markus Koecks. „Das Gebäude ist Gegner, Partner, Herausforderung, Studienobjekt, Grund zur Konfrontation …“, sagt der 1967 in Kirn/Nahe geborene, heute in Stuttgart lebende Medien- und Installationskünstler. Warum das so ist, können die Besucher der Galerie Beck jetzt auf 24 ausgewählten Fotografien nachvollziehen.

Zunächst ist die Kamera ein unbestechliches Gerät, das die Realität eins zu eins abbildet. Im Gegensatz zum menschlichen Auge fehlt ihr die Möglichkeit des selektiven Sehens, das nur die Dinge von Interesse in den Mittelpunkt der Wahrnehmung rückt. Daher liegt es am Geschick des Fotografen, dieses Manko mit seiner Objektivführung auszugleichen, was Markus Koeck zweifellos gelingt. In den Detailaufnahmen des Schlosses offenbart sich hinter den Linien und Strukturen ein komplexes kommunikatives System. Es ist ein Dialog in Stein, der in der Gesamtsicht sicherlich aussagekräftig ist, seine wahre Bedeutung jedoch erst im Näherkommen erkennen lässt. Durch seine ästhetisch ansprechenden Fotos lässt Koeck den Betrachter an diesen leisen, fast intimen Gesprächen teilhaben. Denn das Schloss verliert hier seinen monumentalen, herrscherlichen Anspruch und gewinnt gerade dadurch an Schönheit.